Das richtige Thema für die eigene Abschlussarbeit oder die Semesterarbeit zu finden, kann mitunter eine richtig kniffelige Angelegenheit sein. Es ist somit ratsam, sich mit der Frage nach einem geeigneten Thema intensiver zu beschäftigen. Schließlich darfst du dich möglicherweise mehrere Tage/Wochen (Hausarbeit), Wochen/Monate (Bachelor-, Diplom- oder Masterarbeit) oder sogar Jahre (Promotion) mit DEM einen Thema auseinandersetzen. Doch wie findet man ein passendes Thema?
Themenfindung
Wie finde ich (m)ein richtiges Thema? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich erstmal alle, die am Anfang einer wissenschaftlichen Arbeit stehen. Meines Erachtens ist hier zunächst das persönliche Interesse an einem Thema ausschlaggebend. Nur wenn mich ein Thema wirklich interessiert, ist es möglich sich damit längere Zeit zu beschäftigen. Sicherlich kann man sich für eine Hausarbeit, möglicherweise auch noch für eine Bachelorarbeit mit einem Thema auseinandersetzen, welches einen lediglich bedingt interessiert. Je länger die Arbeit aber dauert, desto wichtiger ist es, sich stets aufs Neue intrinsisch zu motivieren. Ziel sollte sein, dass die Arbeit Spaß macht oder man zumindest aus Neugier gerne an dem Thema arbeitet. Schließlich darf, soll, muss man sich länger damit beschäftigen. Und da wären wir schon bei einem weiteren essentiellen Punkt. Muss ich mich mit einem Thema beschäftigen oder darf ich mich mit einem Thema beschäftigen? Ich glaube, dass diese Sichtweise von elementarer Bedeutung ist. Auch wenn es tatsächlich manchmal etwas Überwindung kostet, sich an den Schreibtisch zu setzen, so habe ich mir bei all meinen bisherigen Arbeiten immer wieder vor Augen geführt, dass ich im Grunde genommen wirklich Glück habe, mich intensiv mit einem Thema beschäftigen zu dürfen. Mich weiterzubilden. Mich weiterzuentwickeln. Also: Sprache macht Haltung und das formt dann auch die Gedanken. Nachdem nun geklärt ist, dass man sich nicht an den Schreibtisch setzen muss (wenngleich es sich hin und wieder so anfühlt;-)), sondern darf, sind wir aber mit der Themenfindung noch immer nicht so wirklich weitergekommen.
- Das Thema wird vorgegeben
Wird einem ein Thema vorgegeben (z.B. von einem Professor oder als Auftragsarbeit), kann dies einen enormen Vorteil haben. Zeitersparnis! Beim Suchen eines geeigneten Themas kann man sich schon mal verlieren. So habe ich mich selbst im Rahmen meiner Dissertation anfänglich mehrere Monate mit einem Thema versucht, musste mir dann irgendwann eingestehen, dass ich das Thema aus unterschiedlichen Gründen nicht bearbeiten kann. Der Nachteil eines vorgegebenen Themas ist selbstverständlich, dass man sich möglicherweise nur wenig damit identifizieren kann und es einem wiederum schwerfällt, sich damit auseinanderzusetzen. Grundsätzlich neige ich dazu, hier auch ein wenig Pragmatismus walten zu lassen. Je kürzer, weniger gewichtet, je geringer der Umfang (also Hausarbeit vs. Masterarbeit) desto weniger wichtig ist es auch, ob man sich zu 100 Prozent mit dem Thema identifizieren kann. Meines Erachtens ist an der Stelle der Vorteil, keine Zeit mit der Suche zu verlieren, um direkt starten zu können.
- Das Thema hat einen aktuellen Bezug
Bezieht sich ein Thema auf aktuelle Ereignisse, so ist die Chance groß, dass tatsächlich neue Aspekte zum Vorschein kommen. Nichtsdestotrotz ist es natürlich auch möglich, neue Aspekte einzubeziehen, um neue Zusammenhänge zum Vorschein zu bringen. So könnte man Lernangebote für GrundschülerInnen nochmal unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung betrachten oder die Auswirkungen des Homeschoolings/Homestudyings genauer unter die Lupe nehmen. Für den Bereich der Medizin könnte das Thema der Digitalisierung, der Künstlichen Intelligenz oder der Robotik neue Erkenntnisse zum Vorschein bringen. Brandaktuell sind zur Zeit natürlich auch Themen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehen. Eine ethische Fragestellung könnte sich mit der Impfstoffverteilung beschäftigen, also wer in der Gesellschaft zuerst geimpft werden soll. Aber selbstverständlich lassen sich im Zusammenhang mit Corona die ökonomischen Aspekte und Folgen gut beforschen.
- Es gibt einen persönlichen Bezug zum Thema
Du bist selbst Marathonläuferin und deshalb interessiert dich, ob eine bestimmte Ernährung zur Leistungssteigerung bei Marathonläufern führt? Diese Herangehensweise hat natürlich den Vorteil, dass du dich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur mit dem Thema identifizierst, sondern du dich auch aus Neugier Tag für Tag auf´s Neue motivieren kannst. Von Nachteil kann es dann sein, wenn man sich z.B. aufgrund eigener Erlebnisse zu stark mit einem Thema identifiziert und deshalb nicht mehr die nötige und professionelle Distanz wahren kann. Das kann zur Folgen haben, dass dadurch Ergebnisse verzerrt werden. Hier sollte man sich deshalb gut im Vorfeld selbst reflektieren, ob man in der Lage ist, immer wieder den nötigen Abstand herzustellen.
- Bereits schon etwas zu dem Thema im Studium erarbeitet
Wenn du bereits Hausarbeiten geschrieben und du dich in dem Bereich schon mit der Literatur vertraut gemacht hast, dann kann es ein idealer Anknüpfungspunkt sein, um in der Abschlussarbeit das entsprechende Vorwissen zu erweitern. Vielleicht hast du bereits in einer Hausarbeit (oder auch im Rahmen einer Vorlesung) Fragestellungen als unbeantwortet erachtet oder ein besonderes Interesse entwickelt und könntest dieses ausbauen.
- Austausch mit Kommilitonen
Wenn du so gar keine Ideen hast, worüber du schreiben kannst, dann empfehle ich dir, das du dich einfach mit ein paar Mitstudierenden oder Freunden zusammensetzt und über deren Ideen sprichst. Das erweitert nicht nur den Horizont, oftmals formen sich die eigenen Ideen im Gespräch mit anderen.
- Unibibliothek nach Abschlussarbeiten durchforsten
In der eigenen Hochschule mal in den Bestand bisheriger Abschlussarbeiten der eigenen Disziplin zu schauen, kann wirklich interessante Ideen hervorbringen. Ein absolutes no-go: Themen, Forschungsfragen oder Gliederungen zu kopieren – aber sich inspirieren zu lassen, ist selbstverständlich erlaubt!
Extratipp:
Wenn es dir gelingt, kannst du auch einen Schritt weiterdenken. Bist du gerade an deiner Bachelorarbeit und weißt schon jetzt, dass du im Anschluss noch ein Masterstudium absolvieren möchtest? Vielleicht gibt es ja ein Thema, dass sich ausweiten lässt? Je höher der Abschluss, desto stärker positionierst du dich natürlich auch. Ggf. ist das auch ein interessanter Aspekt für deinen künftigen Arbeitgeber, da du dir im Zuge einer Abschlussarbeit immer Expertenwissen aneignest.
Und wie du nun vom Thema deiner (Abschluss-)Arbeit zu deiner Forschungsfrage kommst – also wie sich das Thema gut eingrenzen lässt – das erfährst du in der nächsten Woche hier im Blog;-)
In diesem Sinne, stay tuned,
deine Julia