#2: Deep work – Konzentriert und ablenkungsfrei arbeiten – die 7 besten Tipps

Vielleicht kennst du folgende Situation: Du sitzt an deinem PC, willst eigentlich ein Kapitel für deine Seminar- oder Abschlussarbeit bearbeiten, aber so richtig kannst du deine Gedanken nicht fokussieren…

Naja, dann eben – natürlich nur ganz schnell und ganz kurz – bei Instagram vorbeischauen. Cool, der Lieblingsblogger hat eine neue Fitnessübung herausgebracht, ob man die mal schnell ausprobieren sollte? Dann könnte man ja auch mal bei der Foodbloggerin auf die Seite gehen, die diese witzigen Vorher- Nachher-Fotos macht. Wie hieß dich doch gleich?!

Etwa eine halbe Stunde später sitzt du – mit neuen Ideen für Fitnessübungen und Inspirationen, was du heute Abend kochen könntest – erneut vor den wenigen Wörtern, die du bislang für die eigentliche Arbeit auf Papier gebracht hast. Gut, jetzt aber! Huch, die Pushbenachrichtigung am Handy zeigt an, dass sich die beste Freundin heute Abend noch zum Telefonieren verabreden will. Naja, da muss man schon mal schnell antworten. Und bevor man sich versieht, ist wieder eine Stunde vergangen. Naja, eigentlich lohnt es sich jetzt auch nicht mehr zu beginnen…

Beeinflussung der Informationsflut durch digitale Medien auf unsere Produktivität

All diese Ablenkungen kosten enorm viel Zeit und führen dazu, dass wir möglicherweise unser Ziel z.B. das Schreiben einer Abschlussarbeit oder das Lernen auf eine Prüfung nicht erreichen oder zumindest nicht in der Zeit, in der wir es uns vorgenommen haben. Gloria Mark von der University of California untersuchte gemeinsam mit einem Forschungsteam, wie die Informationsflut durch digitale Medien unsere Produktivität beeinflusst.

Hierbei kam zum Vorschein, dass sich die teilnehmenden Personen im Schnitt lediglich etwa 3 Minuten auf eine Tätigkeit konzentrierten, bevor sie abgelenkt wurden. Unterbrochen wurden die Personen z.B. durch andere Bürokollegen, eingehende Anrufe bzw. Mails. Erstaunlicherweise entstand aber fast die Hälfte der Unterbrechungen durch die Personen selbst. Sie versuchten zwar noch, konzentriert an einer Tätigkeit zu beginnen, unterbrachen sich aber selbst dabei, indem sie plötzlich eine Mail verfassten oder den Telefonhörer zur Hand nahmen. Überträgt man diese Ausführungen der Büroangestellten auf Studierende, würde das eben bedeuten, dass man beim Versuch, eine Einleitung für eine Hausarbeit zu schreiben, schnell noch bei Instagram vorbeischaut oder die WhatsApp-Nachrichten checkt.

Wenngleich bei den Studienteilnehmern etwa 80% der unterbrochenen Tätigkeiten noch am selben Tag beendet wurden, so kam es zu Qualitätseinbußen und Stress.

Doch was kann man nun tun?

Deep work als Methode, um in einer Welt voller Ablenkung konzentriert zu arbeiten

Komplett aus den sozialen Netzwerken aussteigen? Mails nur noch einmal am Tag zu einer bestimmten Uhrzeit beantworten? Das wäre eine Möglichkeit, aber zugegebener Maßen auch eine sehr radikale. Bei den folgenden Empfehlungen beziehe ich mich auf die Ausführungen von Cal Newpot, der mit seinem Buch „Deep Work“, welches auch in der deutschen Auflage unter „Konzentriert arbeiten“ verfügbar ist, Studienerkenntnisse und interessante Denkansätze liefert, wie man es in einer Welt voller Ablenkungen schafft, konzentriert und fokussiert zu arbeiten.

Was bedeutet deep work und warum ist es sinnvoll?

Deep Work bedeutet, über einen längeren Zeitraum konzentriert und fokussiert zu arbeiten, ohne dabei durch Ablenkungen unterbrochen zu werden. Hirnpsychologisch gesehen ist dadurch eine effektivere Nutzung der Hirnzellen möglich. Je häufiger man es schafft, sich in den Zustand des deep works zu versetzen, desto effektiver wird man. Mit der Zeit wird es zudem leichter, sich auch über eine längere Zeit in einen konzentrierten Arbeitsmodus zu begeben.

Ein Großteil unserer bestehenden Arbeitsmuster und Arbeitskultur ist allerdings wenig förderlich für deep work. Telefonieren und dabei Mails lesen? In der Vorlesung durch verschiedene social media Kanäle scrollen? Die Ablenkungen führen zwar einerseits dazu, dass wir uns kaum langweilen, gleichzeitig ist es aber fast unmöglich, sich in diesen Phasen, in denen wir einem hohen Maß an Stimulation ausgesetzt sind, konzentriert und intensiv mit einem Thema zu beschäftigen.

Multitasking führt also nur vermeintlich dazu, mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu können. Dadurch, dass wir weniger konzentriert an einer Sache arbeiten und durch die Ablenkungen nicht in einen Zustand des tiefen Arbeitsflows gelangen, nimmt die Qualität unserer Arbeitsergebnisse ab, zudem werden diese fehleranfälliger. Auch fällt es uns zunehmend schwerer, wichtige von unwichtigen Dingen zu unterschieden. Häufig wird alles gleich wichtig. Hinzu kommt, dass unsere Denkleistung abnimmt. Wir verlernen regelrecht, uns auf eine Sache zu konzentrieren. Vor allem dann, wenn wir es benötigen z.B. um eine Argumentation in einer Hausarbeit sinnvoll aufzubauen.

Keine Frage – deep work ist anstrengend! Sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren tut manchmal richtig weh. Wollen wir es allerdings schaffen, tatsächlich in die deep-work-Phase zu gelangen, um unser Denkvermögen zu steigern und unseren Output zu erhöhen, bleibt uns offenbar nichts Anderes übrig, als uns zu disziplinieren oder in Cal Newmans Worten, der Versuchung zu widerstehen, uns ablenken zu lassen.

Wie kann man deep work in den (Studenten)Alltag einbinden, um die Produktivität zu steigern?

Mit den folgenden 7 Tipps schaffst auch du es, im deep work konzentriert und ablenkungsfrei zu arbeiten:

1. Nutze die morgendliche Willenskraft

Willenskraft/Konzentrationsfähigkeit ist häufig am Morgen noch stärker, somit sollten Aufgaben, bei denen man besonders viel Konzentration benötigt, am Morgen erledigt werden. Versuche also deine erste Arbeitsstunde nicht mit z.B. der Erstellung eines Deckblattes, dem Transkribieren von Text oder dem Formatieren eines Dokuments zu verbringen, sondern einer Tätigkeit, die deine volle Konzentration fordert.

2. Vermeide Multitasking

Das permanente hin und herspringen zwischen unterschiedlichen Tätigkeiten lässt uns nicht in den deep work gelangen. Versuche ähnliche Aufgaben zu bündeln (z.B. Rechercheaufgaben, Prüfen von Literaturangaben, Formatieren usw.), gib dir aber auch Raum für oberflächliche Aufgaben wie z.B. den Schreibtisch aufzuräumen.

3. Finde deinen persönlichen deep-work-style

Hier gibt es unterschiedliche Varianten. Schau einfach, was zu dir passt:

Nimm dir eine komplette Auszeit: Vielleicht hast du die Möglichkeit, dich für ein paar Tage oder sogar Wochen komplett zurückzuziehen, um möglichst viele Ablenkungs- und Störfaktoren auszuschalten.

Nimm dir eine temporäre Auszeit: Manchmal kann es helfen an einem oder zwei Tagen in der Woche komplett ungestört zu arbeiten.

Schaffe dir immer wiederkehrende Auszeiten: Vielleicht kannst du dich jeden Tag für drei Stunden in die Unibibliothek zurückziehen, um dort möglichst ohne viel Ablenkung zu arbeiten. Das kann auch an einem komplett aufgeräumten Schreibtisch funktionieren. Achte darauf, dass du für diese Zeit für niemanden erreichbar bist.

4. Finde deine Rituale

Schaffe dir Rituale zur Arbeitszeit (z.B. jeden Tag frühmorgens von 7:00-11:00 Uhr oder spätabends von 21:00-01:00 Uhr), zum Arbeitsort (z.B. Bibliothek, Schreibtisch etc.) zur Methode (z.B. Internet in der Zeit von 9:00-11:00 Uhr nicht benutzen) und zum Output (z.B. eine Seite an zwei Tagen schreiben).

5. Schaffe dir eine Tagesstruktur

Beginne den Tag nicht immer nur um dieselbe Uhrzeit, lass den Tag auch immer um dieselbe Uhrzeit enden. Cal Newport empfiehlt hier die Methode des Daily-Shutdown- rituals.

Plane am Ende eines jeden Arbeitstages deinen nächsten Tag und bestimme hierbei, welche Aufgaben Priorität haben. Plane die jeweiligen Arbeitsschritte detailliert und integriere unerledigte Aufgaben des Vortages in die Planung. Beende deinen Arbeitstag indem du laut sagst „shutdown complete“ (hier kannst du selbstverständlich auch ein eigens gewähltes Mantra wählen), um die Gedanken an die Arbeit beiseite zu legen und dich nun voll und ganz deinem Feierabend zu widmen.

6. Plane bewusst Pausen ein

Pausen führen dazu, dass unser Unbewusstsein uns beim Lösen von Problemen hilft. Dabei eignen sich vor allem Tätigkeiten mit automatischen Bewegungsabläufen wie z.B. Spazieren gehen, Joggen, Schwimmen oder Rad fahren. Auch wird davon ausgegangen, dass in Schlafphasen neuronale Verknüpfungen zu kreativen Sprüngen verhelfen, die das Problemlösen notwendig sind. Allerdings können diese Verbindungen erst dann entstehen, wenn zuvor tief gedacht wurde.

7. Der extra Hack für deep work

Du kannst besser mit Musik arbeiten? Gib bei youtube einfach mal „music for deep focus“ ein und schaue, ob diese art der Musik dir zum deep work verhelfen kann.

Nutze die Forest-app: Die App Forest* soll einen Beitrag zur Konzentration leisten. Wenn du dein Smartphone für eine vorher festgelegte Zeit nicht verwendest, wächst dein Baum, andernfalls stirbt er.

Mein call to action lautet:

Pflanze einen Baum (oder schalte einfach den Flugmodus deines Handys ein!), höre Musik und probiere dich in deep work – versuche mindesten eine halbe Stunde an einer Sache konzentriert zu arbeiten und glaube mir, du wirst erstaunt sein, was du in der Zeit schaffst und vor allem, wie schnell die Zeit vergeht.

Stay tuned,

deine Julia

 

*ich erhalte keinerlei Gegenleistung und es gibt auch keine Kooperation mit der App.

 

Quellen

Mark, Gloria; Gonzalez, Victor M. & Harris, Justin (2005): No Task Left Behind? Examining the Nature of Fragmented Work. Online: https://www.ics.uci.edu/~gmark/CHI2005.pdf, abgerufen: 13.07.2020.

Mark, Gloria (2006): Too Many Interruptions at Work? Office distractions are worse than you think – and maybe better. Online: https://news.gallup.com/businessjournal/23146/too-many-interruptions-work.aspx, abgerufen: 15.06.2020.

Newpot, Cal (2019): Konzentriert arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen (Redline Verlag). München.

 

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